Der als modern geltende Papst Franziskus war tief im Teufelsglauben befangen. Gastautor Volker Brokop meint hingegen, dass es nicht der Teufel sei, der in den Köpfen der Menschen herumspukt, sondern längst veraltete Menschenbilder. Für ihn habe Religion in der geistlichen Vermittlung Wichtigeres zu tun als diese alten Denk- und Glaubensmuster ewig wiederzukäuen.
"Es ist geradewegs zu begrüßen, dass Neurologen die philosophische und psychologische Aufklärung des 18. und 20. Jahrhunderts nun auch mit biologischen Methoden fortsetzen und den magischen Gebrauch des Religiösen und dessen dogmatischen Objektivismus durch entsprechende Erklärungsmodelle obsolet machen." Dieser für einen Theologen erstaunliche Satz stammt aus einem Interview mit dem von der Kirche verurteilten und seines Amtes enthobenen ehemaligen Priesters Eugen Drewermann1. Anlass dazu bot das Erscheinen des sechsten Bandes2 von Drewermanns äußerst umfangreicher "Glauben in Freiheit"-Trilogie, seiner Anti-Dogmatik, mit welcher er nicht zuletzt das veraltete Welt- und Menschenbild der Kirche auf ein modernes Erkenntnisniveau heben wollte. Dringend nötig sei es alleine deswegen, so äußerte er an anderer Stelle, da unter Papst Karol Wojtyla rund 30.000 Teufelsaustreibungen durchgeführt wurden, und unter Josef Ratzinger als Papst wurden 3.000 neue Exorzisten ausgebildet. Dass die katholische Kirche mit dem Beginn des 21. Jahrhunderts geistig endgültig aus dem Mittelalter herausgetreten sei, lässt sich unter solchen Voraussetzungen nicht gerade behaupten.
Wie aber hielt es Papst Franziskus mit dem "magischen Gebrauch der Religion"? Am 11. April 2023 berichtete VaticanNews erschreckende Details über Bergoglios Teufelsglauben, der selbst den eines Martin Luther in den Schatten stellte, denn, so heißt es dort: "Der Teufel will, dass der Mensch scheitert". Er wird mit den Worten zitiert, dass in seiner Zeit als Erzbischof von Buenos Aires des Öfteren Leute zu ihm gekommen sein, die von sich selber glaubten, vom Teufel besessen zu sein, und er, Bergoglio, habe sie jedes mal zu zwei Exorzisten-Priestern geschickt. Das klingt nicht gerade nach einem aufgeklärten Weltbild eines Mannes, der immerhin einige Monate lang an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen studiert hat, also mit aufgeklärtem Gedankengut zumindest in Kontakt gekommen sein muss, und sogar Literatur und Psychologie soll er später selber eine Zeit lang unterrichtet haben. Schlimmer aber wird es, wenn man liest, dass er im Jahre 2010 die rechtliche Gleichstellung homosexueller Partnerschaften als einen "Angriff auf den Plan Gottes" und als einen "Schachzug des Teufels" bezeichnet hat.
Teufelsglauben als Grundlage des gesamten Denkens und Urteilens
Aber damit längst nicht genug. Man könnte all diese Aussagen womöglich noch als die geistigen Verwirrungen eines ideologisch-religiös verblendeten Menschen ansehen, der sich Zeit seines Lebens nicht von den religiösen Einflüssen seiner Erziehung hat lösen können, eine Art tragischer Fall sozusagen. Allerdings hat er seinen absurden Teufelsglauben auch als Papst zur Grundlage seines gesamten Denkens und Urteilens erhoben, und dies sollte ihm nicht vergeben werden. Laut eines anderen Artikels auf VaticanNews warnte er davor, den Teufel "lediglich als ein Symbol des kollektiven Unbewussten" oder als "Metapher" zu sehen. Und sogar der modernen Technologie sollte sich Bergoglios Überzeugung nach der Teufel sehr fleißig bedienen, um die Menschen zum Bösen zu verführen.
Wie war das? "Es ist geradewegs zu begrüßen, dass Neurologen die philosophische und psychologische Aufklärung des 18. und 20. Jahrhunderts nun auch mit biologischen Methoden fortsetzen und den magischen Gebrauch des Religiösen und dessen dogmatischen Objektivismus durch entsprechende Erklärungsmodelle obsolet machen", schreibt Eugen Drewermann, der aber offenbar ebenfalls vom Teufel höchstselbst zu derart ketzerischen Aussagen getrieben wurde.
Was wird denn aus der psychologischen Aufklärung im 21. Jahrhundert, wenn Papst Franziskus noch am 28. Januar 2024 ernsthaft erklärte, er halte Süchte, das Streben nach unmöglichem Perfektionismus, Konsumismus und Hedonismus für die Folgen des Wirkens des Teufels? In Wirklichkeit gehört zumindest in den einigermaßen aufgeklärten Kulturen längst zu einem aufgeklärten Welt- und Menschenbild unbedingt die Erkenntnis, dass es psychische Ursachen sind, die einen Menschen dazu führen, sich unmäßig, antisozial oder gar kriminell zu verhalten, und dass es einen enormen geistigen Rückschritt bedeutet, dafür wie auch immer geartete überirdische oder teuflische Kräfte verantwortlich zu machen.
Es bedeutet einen echten Rückfall in voraufgeklärte Zeiten, wenn ein Papst in aller Öffentlichkeit die Überzeugung verkündet, einem Menschen zu günstigerem Verhalten verhelfen zu können, indem man ihn moralisch verurteilt und ihn am besten noch durch einen Exorzismus von den Heimsuchungen des Teufels befreit. Wo waren eigentlich die Wellen der Empörung und des Widerspruchs, wenn Jorge Mario Bergoglio als oberster Vertreter der katholischen Religion solch einen grotesken Unsinn von sich gegeben hat? Wie kann es sein, dass jemand als Papst offenkundig zu allem im Widerspruch steht, was wir psychologisch und pädagogisch über das Verhalten von Menschen aussagen können, und niemand von den Psychologen und Pädagogen energisch dagegen protestiert?
Papst Franziskus hat geistig eindeutig den Weg zurück ins Mittelalter beschritten, und gerade nun, da er verstorben ist, sollten wir diesen Zug seiner Persönlichkeit und der damit verbundenen religiös getragenen Ideologie nicht einfach ignorieren, sondern ganz im Gegenteil ausdrücklich betonen, in der Hoffnung, dass ein neuer Papst, wenn es schon weitere Päpste geben soll, sich wesentlich weniger rückschrittlich und abergläubisch präsentieren wird. Nicht erst seit dem Aufkommen der öffentlichen Debatte über das schlimme Ausmaß der Missbrauchsfälle innerhalb der Kirche wird von dringenden Veränderungen geredet, von der Notwendigkeit längst überfälliger Reformen, weshalb also beginnt man nicht damit, eine längst nicht mehr zeitgemäße Theologie zu entrümpeln und zeitgemäß zu formulieren?
In seinem Buch "Kleriker – Psychogramm eines Ideals" hat Eugen Drewermann das zutiefst rückschrittliche Denken, das nicht zuletzt dem Teufelsglauben heute noch zugrunde liegt, bereits im Jahre 1989 vortrefflich beschrieben:
"Es ist vor allem die gesamte Ausrichtung des Denkens auf den Beweis von Sätzen, die dem Denken selbst vorausliegen, durch welche das klerikale Denken die Theologie psychologisch in eine Ideologie umformt. Ein offenes, nicht-ideologisches Denken wird ähnlich einem platonischen Dialog verlaufen; als ein Suchen und Prüfen und allmähliches Klären, an dessen Ende, als Resultat, eine vertrauenswürdige Einsicht, vielleicht eine Wahrheit, stehen kann.
Das ideologische Denken übernimmt eine gegebene These als an sich bestehende Wahrheit, und es ist ihm nur noch darum zu tun, mit den Mitteln des zeitgenössischen Denkens nach Gründen zu suchen, warum jene These wahr sein muß: Das zu Beweisende setzt sich im ideologischen Zirkel selbst zum Grund seiner Gründe; es ist als Überbau das Dach, das sich als seine Stütze gibt."
Es ist also nicht so, dass es einen Mangel an Vorschlägen zur Erneuerung der katholischen Theologie gäbe, sie liegen längst vor und müssten lediglich umgesetzt werden.
Papst Franziskus hat immerhin einigen Gratismut bewiesen, indem er eine "arme Kirche für die Armen" gefordert hat, wohl wissend, dass er damit keinen Erfolg haben würde. Dass vor allem die deutschen Bistümer von ihren gigantischen Vermögen etwas für die Armen abgeben würden, um wesentlich etwas in der Welt zu verändern, damit ist kaum zu rechnen. Mindestens aber die Theologie könnte an entscheidender Stelle reformiert werden, indem die Kirche sich ein aufgeklärtes Welt- und Menschenbild zu eigen macht, das nicht daraus besteht, die Integration der besten Erkenntnisse der modernen Geistes- und Naturwissenschaften nach wie vor zu verweigern. Nicht der Teufel spukt in den Köpfen der Menschen herum, sondern viel zu oft noch längst veraltete Menschenbilder, und die Religion sollte in der geistlichen Vermittlung wichtigeres zu tun haben, als diese alten Denk- und Glaubensmuster ewig wiederzukäuen.
Mit freundlicher Genehmigung in gekürzter und leicht bearbeiteter Form übernommen vom Blog des Autors.

- "Neurologen sollen die Aufklärung fortsetzen" bei Wissenschaft.de: "Geistesgeschichtlich ist die Epoche der Kulturgeschichte ein für allemal zu Ende, in der der magische und abergläubische Gebrauch der Religion einen gigantischen Ritualdienst von Priestern und Kirchenbeamten notwendig machte und zugleich die Religion die ideologische Funktion zur Rechtfertigung der Herrschaftsverhältnisse übernahm." ↩︎
- Eugen Drewermann, "Atem des Lebens – Die moderne Neurologie und die Frage nach Gott", Düsseldorf 2006 ↩︎